In gewissem Grade glücklich – Gabriele Bagges neuer Roman über Liebe, Hoffnung und gesellschaftliche Grenzen

In gewissem Grade glücklich – Gabriele Bagges neuer Roman über Liebe, Hoffnung und gesellschaftliche Grenzen

Was bedeutet eigentlich Liebe – damals wie heute? Dieser Frage geht Gabriele Bagge in ihrem neuen historischen Roman „In gewissem Grade glücklich“ nach. Der Band ist der dritte Teil einer groß angelegten Familiensaga, die Leserinnen und Leser mitten in die Zunftwelt des frühen 19. Jahrhunderts führt. Im Zentrum stehen zwei junge Menschen: Sophia Mohr, Tochter eines Perückenmachers aus Diepholz, und Anton Auling, ein Goldarbeiter aus Münster. Sie verloben sich im Jahr 1800 – und damit in einer Zeit, in der romantische Liebe gerade erst beginnt, gegen jahrhundertealte Konventionen anzutreten.

Wenn Liebe auf Konvention trifft

Noch bis ins späte 18. Jahrhundert waren Eheschließungen in erster Linie pragmatische Entscheidungen. Besitzsicherung, das Einhalten sozialer Normen und das bloße Überleben standen im Vordergrund. Leidenschaft oder emotionale Nähe spielten kaum eine Rolle. Erst die Epoche der Romantik brachte eine neue Sichtweise hervor: Die Sehnsucht nach Nähe, Geborgenheit und gegenseitigem Respekt wurde wichtiger – ein Paradigmenwechsel, den Bagge in ihrer Saga eindrücklich erzählt.

Doch Sophia und Anton müssen feststellen, dass die Vorstellungen von einem glücklichen Leben alles andere als deckungsgleich sind. Während Anton dem traditionellen Rollenbild verpflichtet ist – er als Ernährer, sie als Hausfrau und Mutter –, träumt Sophia von Partnerschaft auf Augenhöhe, Mitbestimmung in finanziellen Belangen und einem Platz an der Seite ihres Mannes in der Werkstatt.

Religion als unsichtbare Grenze

Allein diese Konfliktlinie würde schon genug Spannung für einen Roman bieten, doch Bagge zeigt, wie vielschichtig die Realität für junge Paare in der damaligen Zeit war. Die gesellschaftlichen und religiösen Normen verschärfen die Lage. Anton ist katholisch, Sophia Protestantin – eine sogenannte Mischehe, die nur mit ausdrücklicher Genehmigung erlaubt war und Sophia dazu zwingt, ihre Kinder katholisch erziehen zu lassen. Auch die Kirche mischt sich mit klaren Vorstellungen in das Eheleben ein: Frauen haben gottesfürchtig, sanftmütig und duldsam zu sein, das häusliche Glück zu sichern und die Fehler des Mannes mit Geduld zu ertragen. Vollkommenes Glück, so lehrte man, sei ohnehin nur im Jenseits möglich. Genau dieser Gedanke hat Bagge zum Titel des Romans inspiriert: „In gewissem Grade glücklich“.

Die Regeln der Zünfte - Ein Leben im Korsett

Familienroman Neuzeit

Doch nicht nur die geistlichen Dogmen setzen Grenzen, auch die Zunftordnung bestimmt den Lebensweg. Handwerkerehen erforderten Meistertitel, Ehrbarkeit des Gewerbes und die Beachtung strenger Regeln. Interessant ist, dass gerade die Gesellenwanderung jungen Männern wie Anton neue Wege eröffnete – nicht nur beruflich, sondern auch privat. Auf diese Weise begegnen sich Sophia und Anton überhaupt erst.

Bagge erzählt ihre Geschichte jedoch nicht im luftleeren Raum, sondern verknüpft sie eng mit den historischen Umbrüchen jener Zeit. Die napoleonischen Kriege hinterließen tiefe Spuren im Alltag der Menschen: Städte wie Münster, Oldenburg oder Vechta wechselten mehrfach die Herrschaft, französische Truppen forderten Quartier, Armut und Plünderungen prägten das Leben. Schauplätze wie der Bremer Ratskeller, das Oldenburger Schloss oder die Häuserzeilen am Prinzipalmarkt geben der Handlung ein authentisches Fundament. So wird die Liebesgeschichte von Sophia und Anton zugleich ein Fenster in eine Epoche voller Unsicherheit und Umwälzungen.

Und wie geht es nach der Verlobung weiter? Ohne zu viel zu verraten, sei gesagt: Sophia und Anton stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Eine eigene Werkstatt ist schwer zu erlangen, Zukunftsträume platzen, wirtschaftliche Not drückt, und persönliche Schwächen belasten die Ehe zusätzlich. Anton neigt zu Spielsucht und Alkohol, Sophia kämpft darum, ihren eigenen Weg nicht zu verlieren. Ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt – ob sie stark genug ist, um allen Widrigkeiten standzuhalten, bleibt offen.

Wer Bagges Familiensaga verfolgt, weiß: Es geht nicht nur um eine Ehe. Es geht um Generationen, um den Aufbau und Fortbestand einer Werkstatt, um die Frage nach Selbstbestimmung, Pflicht und den kleinen Hoffnungen auf ein besseres Leben. Damit öffnet die Autorin ein Panorama, das weit über eine klassische Liebesgeschichte hinausgeht.

Ein Blick in die Zukunft der Saga

Autorin für historische Liebesromane

Während Band 3 nun erschienen ist, arbeitet Gabriele Bagge bereits an den beiden abschließenden Teilen der Saga. Band 4 liegt fast fertig in der Schublade, Band 5 entsteht gerade. Die Herausforderung: alle Fäden, Figuren und Geschichten zu einem stimmigen Ende zu verweben.

Mit „In gewissem Grade glücklich“ lädt Gabriele Bagge dazu ein, in eine Welt einzutauchen, in der Liebe kein selbstverständliches Ideal war, sondern ein zartes Pflänzchen, das sich gegen Tradition, Religion und gesellschaftliche Normen behaupten musste. Ein Roman für alle, die historische Authentizität, menschliche Abgründe und die Sehnsucht nach Nähe in einer bewegten Zeit schätzen.

Das Buch "In gewissem Grade glücklich" ist im Buchhandel sowie bei uns im Verlag erhältlich, als gedrucktes Buch (ISBN 978-3-910347-70-0) und als EPUB (ISBN: 978-3-910347-71-7).

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